Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit „Bei ins Dahoam“ erschienen.
Text: Christina Feiersinger
Bilder: Michael Werlberger
Stefan setzt sich mit Leib und Seele für dieses Skigebiet ein, denn er ist der Überzeugung: „Wo mia arbeiten derfen, verbringen andere ihren Urlaub.“ Er ist fast jeden Tag auf dem Berg, ob beruflich oder mit seiner Familie, die mit ihm die Liebe zur Natur, zum Skifahren und Tourengehen teilt. Zur Bergbahn kam der gelernte Mechaniker eigentlich zunächst durch Zufall, als dort nach seiner Zeit beim Bundesheer eine Stelle ausgeschrieben war – schnell fand er darin jedoch seine Berufung. „Die Faszination Pistenmaschinen“, wie er es formuliert, lässt ihn seither nicht mehr los.
„Zum Pistenmaschinen-Mechaniker kannst du di nit in Form eines Lehrberufs ausbilden lassen, so etwas gibt’s nit. Ma braucht natürlich a technisches Grundverständnis, muss owa ansonsten bei Null unfånga und alles durch viel Erfahrung lernen. Der Beruf is sehr abwechslungsreich, es gibt ja ständig a neue Technik, immer wieder neue Maschinen.“ Neben der Wartung und Reparatur von Pistenraupen über Schneefräsen bis hin zu Skidoos gehören aber auch praktische Kenntnisse zu diesem Berufsbild: „Jeder meiner Mechaniker muss selber a Pistenraupe fåhr’n können, damit er a G’fühl dafi bekommt.“ Stefan braucht zusätzlich zur technischen auch viel zwischenmenschliche Kompetenz, denn er fungiert als Bindeglied zwischen der Geschäftsleitung und seinen Mechanikern. „Mia treffen ins regelmäßig, dånn besprech’ ma, wås guad lafft und wås ausbaufähig is, um bestmöglich in die Zukunft z’gehn.“
Schnee ist in einer Tourismusregion wie Kitzbühel natürlich ein kostbares Gut. Dass Schnee aber wie ein wichtiger Promi auch ein eigenes Management braucht, ist mir neu. Stefan lacht und sagt: „Unser Skigebiet wår eines der ersten, in dem Schneemanagement eingeführt worden is – damit meint man die Schneehöhenmessung. Die anderen hab’n g’låcht und g’sågt: ,Die Kitzbühler müssen jetzt scho an Schnee vermessen, die spinnen jå.’ Mittlerweile is des überall üblich.“ Wie aber funktioniert das Vermessen von Schnee? Werden da nicht einfach Löcher gegraben und … „Na“, meint Stefan abermals lachend. „Des war einmal. Früher hat da FIS-Kontrolleur beim Hahnenkamm-Rennen zum Beispiel no hunderte Bohrlöcher machen müssen, um die Schneehöhe zu ermitteln. Und a beim Präparier’n normaler Pisten wår des a Schätzspiel, a G’fühlssache, wie viel Schnee unter da Maschine is. Dånn hattest wieder den Dreck drinnen, der den Großteil der Saison nimmer rausg’angen is.“ Bei der Erinnerung an den damaligen Stand der Technik und die damit verbundenen Probleme schüttelt Stefan grinsend den Kopf.
„Heute funktioniert des alles anders: Im Sommer wird des sogenannte ,Urgelände’ mit Hilfe von Hubschraubern und Drohnen vermessen“ – das gesamte Gelände wird also als Referenzwert kartographiert. „Im Winter kann die Pistenmaschine dånn über GPS die tatsächliche Höhe ermitteln – und aus der Differenz zum Urgelände ergibt sich die Schneehöhe“, erklärt Stefan und gibt interessante Einblicke in sein Insider-Wissen. Welche großen Vorteile diese Daten bringen, liegt auf der Hand: „Mia wissen somit immer genau, wie viel Schnee produziert werden muss und beschneien nur dånn, wenn es wirklich nötig is. Des spart nit nur Kosten, sondern schont a die Umwelt.“ Die Vorreiter-Rolle der Kitzbüheler, die auf einmal den Schnee zu vermessen begannen, zahlt sich also aus, auch für die Gäste: „Es is vü Arbeit, owa für uns unumgänglich. Wir sind in den letzten Jahren oft auf gånz wenig Schnee g’fahren – des bekommt da Skifahrer selber jå gar nit mit. Da Gast möchte z’Weihnachten schene Pisten und des geht mit dem Management ganz gut.“
Auch im Sommer zeigt sich so mancher positiver Nebeneffekt der Beschneiung im Winter, wie Stefan erläutert: „Technische Beschneiung wird vo manchen kritisch gesehen, owa ma darf nit außer Acht lassen, dass dadurch a wahre Naturjuwelen in Form der Speicherteiche geschaffen werden. Die sind a Bereicherung für die Låndschåft, sie werden nämlich mit viel Feingefühl angelegt und gehegt und gepflegt. Sie fügen sich so sche in die Umgebung ein, dass sie ausschauen, als wären sie immer scho dagewesen.“ Dadurch bieten sich die Beschneiungsseen im Sommer als beliebte Ausflugsziele für Wanderer an und sind ein malerisches Fotomotiv.
Auch ein Grund, warum Stefan Hetzenauer in den letzten Jahren so einige Interviews geben musste, war wohl 2017 die Eröffnung des Kompetenzzentrums Streiteck, der neu gebauten Werkstatt hoch am Berg, mitten im Skigebiet. Warum Kompetenzzentrum? „Dort oben wird gånz viel gebündelt: Im Hauptgebäude findet die Pistenmaschinenwartung statt und im Nebengebäude die Schneekanonenwartung sowie -lagerung. Außerdem haben wir zwischen den beiden getrennten Gebäuden eine Tankstelle mit riesigen Tanks – 400.000 Liter Diesel zum Beispiel, aber auch Benzin und Harnstoff.“
Noch ein paar weitere wichtige Zahlen: 1960er Jahre – damals wurde der erste, noch sehr kleine Teil der Werkstatt errichtet und seither jeweils in den 70ern sowie 90ern erweitert. 6,2 Millionen Euro – so viel kostete der Neubau vor zwei Jahren. 07.05.2017 – so lange ging in diesem Jahr die Skisaison, die kurzfristig verlängert worden war, während der Bau der Werkstatt parallel dazu schon begonnen hatte, eine logistische Herausforderung. Bis zu 400 – so viele Schneekanonen werden im Kompetenzzentrum, via Aufzug über verschiedene Geschoße verteilt, gewartet bzw. teils gelagert; außerdem 22 Pistenmaschinen und zehn Skidoos.
Mittlerweile kommen viele Interessierte – Firmen, Techniker, Mitarbeiter aus anderen Skigebieten –, um die hochmoderne Werkstatt der Kitzbüheler Bergbahn zu besichtigen und sich Ideen für die eigene Umsetzung einzuholen. Die Werkstatt ist nämlich ein Vorzeigebeispiel für Effizienz und Praxisnähe – und das auch aus gutem Grund, wurde sie doch von jenen mitgeplant, die sie tagtäglich benutzen: „Der Vorstand hat uns Mechaniker beauftragt, dass mia selber mitplanen dürfen. Die Pläne homma x-Mal mitgenommen, neugezeichnet, überarbeitet, sind wieder zum Stefan Seeber, der des Projekt vom Zentralbüro aus leitete, haben es überarbeitet, hin und her, bis alles fertig war und so ausg’schaut hat, wia mia des haben wollten. Deshoib is a sowås G’scheids dabei aussakemma.“ Während der Bauphase war Stefan der Bauleiter vor Ort, hatte sein Büro in einem Container und betreute die Baustelle ständig. „Des wår a herausfordernder, aber schöner Sommer“, sagt er heute.
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